Kulturwandel

Ohne Ding kein Museum

Eine digitale Kultur – kommt die nicht ohne analogen Gegenstand aus? Dass Museen sich durch die technische Entwicklung herausgefordert fühlen, ist gut. Aber dass sie ihren Dingbezug aufgeben könnten, ist falsch. Denn Museen eröffnen den Menschen eigenständige, häufig auch neue Welten einzig aus der sinnhaften Verbindung von und mit Dingen. Dinge sind dabei mehr als nur physisch reale Gegenstände. Dinge können materiell und immateriell sein. Ein Ding kann auch ein Sachverhalt sein, ein virtuelles Ding, ein Ding, das wir nur denken, hören oder schmecken können. All diese Dinge konstituieren für uns Welt. Entweder unsere eigene oder eine uns fremde Welt. Den Dingbezug des Museums nicht als essenziell zu betrachten, wäre deshalb ein Fehler.

Zur Diskussion steht vielmehr, wie Museen die Bezüge zu den Dingen herstellen. Dazu ist es wichtig, über das Verhältnis von Mensch und Ding nachzudenken. Wichtig ist, dass die Auseinandersetzung mit Dingen nicht nur mit dem Sehsinn und mit Hilfe von Sprache stattfindet, sondern mit allen Sinnen. Es sind auch motorische und körperliche, haptische, räumliche, soziale oder akustische Erfahrungen, manchmal sogar geschmackliche oder olfaktorische möglich. Zudem können Dinge zum Denken anregen und Gefühle auslösen. Denken und Fühlen helfen den Menschen, Dinge in ihren Erlebnishorizont neu ein- oder umzuordnen.

Daraus folgt: Das Digitale ersetzt niemals das Analoge, weil die analoge Welt an Reichhaltigkeit nicht zu überbieten ist. Museen müssen aber alles dafür tun, um diese Reichhaltigkeit zum Erlebnis zu machen. Dabei spielen digitale Techniken freilich eine entscheidende Rolle.